Ein sekundärer Kaiserschnitt, auch als notfallmäßiger Kaiserschnitt bezeichnet, kann während der Geburt notwendig werden, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen. In weniger als zehn Prozent der Geburtsfälle ist ein solcher Eingriff erforderlich. Die Gründe dafür sind vielseitig und entstehen meist unvorhergesehen, wenn Komplikationen auftreten, die eine natürliche Geburt zu riskant machen. Nachfolgend erläutern wir die häufigsten medizinischen Ursachen, die zu einem sekundären Kaiserschnitt führen können, sowie wichtige Informationen zur Entscheidungsfindung und Vorbeugung von Komplikationen.


Krankenschwester auf der Frühchenstation der Charité in Berlin
Du hast dich auf die Geburt vorbereitet und dir eine natürliche Entbindung gewünscht. Doch manchmal läuft nicht alles nach Plan. In diesem Artikel erfährst du, in welchen Situationen Ärzte während der Geburt zu einem Kaiserschnitt raten und was das für dich und dein Baby bedeutet.
Anders als beim geplanten (primären) Kaiserschnitt wird der sekundäre Kaiserschnitt erst während der laufenden Geburt entschieden. Die Geburt hat bereits begonnen, die Wehen sind da – aber es treten Komplikationen auf, die ein schnelles Eingreifen erfordern.
Die Überwachung der Herztöne deines Babys läuft während der gesamten Geburt. Das CTG zeigt dem medizinischen Team, wie es deinem Kind geht. Verschlechtern sich die Werte plötzlich, kann das auf Sauerstoffmangel hinweisen.
Warum passiert das?
Mehrere Faktoren können die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen. Die Plazenta arbeitet möglicherweise nicht mehr optimal. Die Nabelschnur kann ungünstig liegen oder eingeklemmt werden. Manchmal reichen auch die Wehen nicht aus, um dein Baby ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
In dieser Situation zählt jede Minute. Ein Kaiserschnitt bringt dein Baby schnell und sicher zur Welt, bevor ernsthafte Probleme entstehen können.
Manchmal stockt die Geburt einfach. Trotz regelmäßiger Wehen bewegt sich dein Baby nicht weiter durch den Geburtskanal. Diese Situation nennen Mediziner Geburtsstillstand.
Mögliche Gründe dafür:
Dein Baby liegt ungünstig – vielleicht quer oder mit dem Po zuerst. Das passiert häufiger als du denkst und lässt sich oft erst während der Geburt feststellen.
Dein Becken ist zu eng für den Kopf deines Babys. Das ist keine Frage von Schuld oder Versagen, sondern schlicht anatomisch bedingt.
Die Wehen sind da, aber sie schieben dein Baby nicht effektiv nach vorne. Auch nach stundenlangem Pressen ändert sich nichts an der Position.
Stunden können vergehen, in denen sich nichts bewegt. Für dich ist das erschöpfend, für dein Baby wird es zunehmend anstrengend. Der Kaiserschnitt beendet diese Belastung und bringt euer Baby sicher in deine Arme.
Präeklampsie und das HELLP-Syndrom sind ernste Erkrankungen, die sich manchmal erst während der Geburt verschlimmern. Du bemerkst vielleicht starke Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Schmerzen im Oberbauch.
Was passiert dabei in deinem Körper?
Dein Blutdruck steigt gefährlich an. Im Urin findet sich Eiweiß, das dort nicht hingehört. Dein Körper lagert Wasser ein, was zu Schwellungen führt.
Beim HELLP-Syndrom kommen Probleme mit der Blutgerinnung und der Leber dazu. Das ist lebensbedrohlich und duldet keinen Aufschub.
Wenn sich dein Zustand während der Geburt verschlechtert, empfehlen Ärzte meist einen sofortigen Kaiserschnitt. Das schützt dich und dein Baby vor schwerwiegenden Komplikationen.
Fieber während der Geburt ist kein gutes Zeichen. Oft deutet es auf eine Infektion der Fruchtblase, des Fruchtwassers oder der Plazenta hin. Mediziner sprechen vom Amnioninfektionssyndrom.
Woran erkennst du eine Infektion?
Du bekommst Fieber und fühlst dich zunehmend unwohl. Dein Bauch schmerzt mehr als normal. Das Fruchtwasser riecht ungewöhnlich oder unangenehm.
Bakterien können sich schnell ausbreiten und in den Blutkreislauf deines Babys gelangen. Ein rascher Kaiserschnitt stoppt diese Gefahr und verhindert, dass die Infektion sich verschlimmert.
Die Nabelschnur ist die Lebensader deines Babys. Wenn sie während der Geburt eingeklemmt wird oder sogar vor dem Baby in den Geburtskanal rutscht, entsteht eine Notfallsituation.
Weitere kritische Situationen:
Die Plazenta löst sich vorzeitig von der Gebärmutterwand. Das führt zu starken Blutungen und unterbricht die Versorgung deines Babys.
Die Plazenta liegt ungünstig vor dem Muttermund (Plazenta praevia). Eine natürliche Geburt ist dann nicht möglich.
Diese Komplikationen erfordern schnelles Handeln. Der Kaiserschnitt ist dann der sicherste Weg für euch beide.
Niemand entscheidet über deinen Kopf hinweg. Das medizinische Team beobachtet kontinuierlich, wie es dir und deinem Baby geht. Hebammen und Ärzte sprechen mit dir über die Situation und erklären, warum sie einen Kaiserschnitt empfehlen.
Diese Faktoren spielen eine Rolle:
Wie geht es deinem Baby? Die Herztöne zeigen, ob es ihm gut geht oder ob es in Not ist.
Wie verläuft die Geburt? Kommen die Wehen regelmäßig? Bewegt sich dein Baby nach unten?
Gibt es Risiken bei dir? Bestehende Erkrankungen oder neue Komplikationen beeinflussen die Entscheidung.
In Notsituationen muss es manchmal sehr schnell gehen. Trotzdem bemühen sich Ärzte und Hebammen, dich in die Entscheidung einzubeziehen.
Je mehr du über mögliche Komplikationen weißt, desto besser kannst du eine plötzliche Entscheidung verstehen und mittragen. Nutze die Termine vor der Geburt für offene Gespräche.
Wichtige Themen für das Vorgespräch:
Welche Anzeichen deuten auf Probleme hin? Wie läuft ein Kaiserschnitt ab? Was passiert danach mit dir und deinem Baby?
Teile auch deine eigenen Ängste und Wünsche mit. Dein medizinisches Team kann dich nur unterstützen, wenn sie deine Bedürfnisse kennen.
Ein sekundärer Kaiserschnitt ist keine Notlösung, sondern eine medizinische Intervention, die Leben rettet. Ob Sauerstoffmangel, stockende Geburt oder andere Komplikationen – manchmal ist der Kaiserschnitt der beste und sicherste Weg.
Das Wichtigste: Du bist nicht allein. Ein erfahrenes Team begleitet dich durch die Geburt und trifft Entscheidungen auf Basis jahrelanger Erfahrung und aktueller medizinischer Standards. Vertraue auf die Expertise der Menschen um dich herum – sie haben das Beste für dich und dein Baby im Blick.
Jede Geburt ist anders. Was zählt, ist dass am Ende du und dein Baby gesund und wohlauf seid. Egal auf welchem Weg ihr euch kennengelernt habt.